Nachdem wir bereits über die verschiedenen Etappen der Regierungsbildung in Italien berichtet haben, die es den politischen Klassen Italiens schließlich ermöglichte, anderweitig eine Regierung zu bilden (unser Sonderbeitrag vom 30. Mai 2018), möchten wir hier nicht weiter darauf eingehen.
Die Situation scheint sich inzwischen fürs Erste stabilisiert zu haben. Folgende Punkte wollen wir
hervorheben:
- Die beiden Parteien in der Koalition, die Fünf-Sterne-Bewegung und die Lega Nord, sprechen sich nicht für einen EU-Ausstieg aus. Sie kritisieren die EU zwar als dysfunktional, haben jedoch kein Wählermandat für einen Ausstieg.
- Umfragen zeigen, dass eine große Mehrheit (rund zwei Drittel) der Italiener in der EU bleiben wollen.
- Die Verfassungsreform von 2012 verbietet es, ein Referendum über die Mitgliedschaft in der EU abzuhalten.
Aus all diesen Gründen schließen wir das Szenario eines EU-Ausstiegs Italiens aus. Allerdings gilt es zu bedenken, dass das Wirtschaftsprogramm der neuen Regierung in den kommenden Monaten mit ziemlicher Sicherheit zu schwierigen Gesprächen mit den europäischen Institutionen führen wird. Das Systemrisiko ist also abgewendet, doch langlaufende italienische Anleihen sind derzeit wenig gefragt und dürften volatil bleiben.
Darüber hinaus spielt sich diese europäische Staatsschuldenkrise in einem günstigen Wachstumsumfeld ab, das zwar weniger dynamisch ist als Ende 2017, sich aber in den meisten Industrieländern fortsetzt. Bemerkenswert ist auch das starke Wachstum der Vereinigten Staaten. In diesem Umfeld wird es interessant sein, die Reaktionen der Zentralbanken auf das Anziehen der Inflation zu beobachten, die von den positiven Basiseffekten bei Rohstoffen sowie den Spannungen am Arbeitsmarkt bestimmter Länder beeinflusst werden. Die Ausschüsse der drei wichtigsten Zentralbanken haben im Juni Sitzungen abgehalten und am 18. Juni in Sintra überdies eine weitere Gelegenheit für gemeinsame Gespräche.
Einmal mehr ist auch der weiterhin zwischen den Vereinigten Staaten und dem Rest der Welt schwelende Handelskrieg zu erwähnen. Wenn die Rauchschwaden abgezogen sind, bleibt, dass die Ankündigungen von Donald Trump einen warnenden Einfluss auf die Finanzmärkte haben, was jedoch schon mittelfristig nicht mehr gelten muss. Dies erklärt unsere recht vorsichtige Positionierung an den Aktienmärkten, die sich im Mai jedoch erstaunlich gut behaupten konnte.
Schließlich sind wir der Meinung, dass wir die volatile Phase im Mai für eine Bekräftigung unserer stärksten Überzeugungen nutzen sollten. Dementsprechend haben wir unsere Positionen in Bezug auf die Breakeven-Inflation sowie die Short-Positionen auf die Kerninflation erhöht. Unsere Positionen bei nachrangigen Bankanleihen haben wir ebenfalls leicht erhöht, insbesondere bei kurzlaufenden Wertpapieren.